“Warum bitteschön immer nur Kaffee?”
Hm, gute Frage, denn Kaffee ist schließlich nicht nur der Deutschen Lieblingsgetränk (immerhin konsumieren wir im Schnitt 163 L Kaffee pro Kopf und Jahr), sondern auch weltweit der Rohstoff mit dem zweithöchsten Handelsvolumen (direkt nach Erdöl!).
Was also macht dieses Getränk so einzigartig, was verleiht ihm seine “must drink” Aura?
Ich würde diese Frage ja gerne stellvertretend für die gesamte Kaffee-verrückte Weltbevölkerung beantworten, fange aber vorsichtshalber mal bei mir selbst an.
Es geschah Anfang der 70er in meinem Elternhaus in Lohmar Heide. Ich bin so ungefähr 5 bis 7 ½ Jahre alt, als ich eines Morgens noch etwas schlaftrunken in unsere Küche tapse. Meine Mutter beginnt eben das tägliche Zeremoniell des Kaffee aufbrühens indem sie die braunen Bohnen in eine Art frühzeitlichen Thermomix füllt und mit leichtem Druck auf den Deckel die Messer startet. Zwei, drei kurze Impulse und der Kaffee verwandelt sich in duftendes Mehl. Und im Moment des Öffnens dieses “Krups Schlagwerks” geschieh es. Die Aromen dringen an meine Geruchsezeptoren und vollführten ihren Tanz auf der soeben aus dem Tiefschlaf erwachten Klaviatur meiner frühkindlichen Sinne. Wie herrlich! Ich erfahre eine Art nasale Erleuchtung. Der olfaktorische Himmel auf Erden, hier in der Morgensonne am Herd meiner geliebten Mutter.
Zugegeben, in der Rückschau erscheint die Geschichte vielleicht etwas zu prosaisch, ein wenig romatisch verklärt… aber so war es nunmal.
Ein paar Jahre später trinke ich dann stolz meinen ersten Kaffee. Natürlich mit viel Milch und Zucker um den bitteren Geschmack erträglich zu machen.
Und nun geschieht die zweite Eingebung: Der bei uns mehrfach täglich gebrühte Kaffee (Anfangs per Handaufguss, später mittels Maschine) erweist sich als kommunikativer Klebstoff für die ganze Familie. Ich meine damit nicht den berüchtigten Kaffeeklatsch, der Oma, Opa und die Tanten Sonntags zum Kuchen vereint. Ich meine vielmehr den menschlichen Austausch, das tägliche Gespräch, das “wie geht es dir heute?”, das bei uns so wichtig war.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Kaffee nicht nur wegen seiner psychogenen, also geistig anregenden Wirkung des Koffeins, und seiner gigantischen Aromenvielfalt so erfolgreich ist. Sondern vor allem seine “ich bringe euch jetzt mal alle zusammen” – Wirkung… die ist sein wirkliches Geheimnis. (Ähnliche Wirkung erzielen sonst nur ein frisch gezapftes Kölsch oder eine heimlich gemeinsam gerauchte Zigarette… aber das ist eine andere Geschichte ????).
Ich finde diese Wirkung gut. Und daher finde ich es sollte noch viel mehr Kaffee getrunken werden – Zusammen. Gemeinsam. Mit Freunden.